Montag, Oktober 17, 2016

Gedanken zu Star Trek: Beyond

Als ich kürzlich mit 3D-Brille im Kino saß und mir ein Schwarm kleiner, insektoid aussehender Raumschiffe um die Ohren sauste, auf der arg lädierten Enterprise Faustkämpfe zwischen Mensch und Alien im schwerkraftfreien Raum ausgetragen wurden und irgendwer den obligatorischen, lebenswichtigen Hebel umlegen sollte, erinnerte ich mich an Brian De Palmas kritische Haltung zum gegenwärtigen Action-Kino: Man wisse dort oftmals nicht mehr, wo sich die Figuren im Verhältnis zueinander im Raum und zu den Objekten befinden. Genau das ist im aktuellen Star Trek: Beyond in fast allen Actionsequenzen der Fall!

Zumindest ich -und zu meiner Verteidigung: ein SciFi- und Actionkinobilder gewohnter Freund- wusste in vielen Szenen nie so genau, wer sich wo befindet. Vielleicht ist das ja auch egal, dachte ich, als ich da mitten im Kampfgeschwader über De Palma und meinen fürs Actionkino unzureichend ausgebildeten Orientierungssinn sinnierte. Ist doch laut und bunt, es knallt und pufft überall, und Feuerwerk aus dem CGI-Labor gibt's schließlich auch. - Nein, schoss es mir im nächsten Augenblick durch den Kopf, es ist nicht egal, denn diese Schnitt- und Actionchoreografie hat dafür gesorgt, dass du gerade über deren etwaige Unzulänglichkeit nachdenkst. Das Geschehen auf der Leinwand ist dir genau deshalb gerade herzlich egal!

Es sind schnelle Schwenks im 3D-Raum (Alles wirkt unscharf!), plötzliche Schnitte (Wer ist gerade wo? Was passiert genau?)  und das schiere Übermaß an Details  (Oh, zersplitterndes Glas am Hochhaus im Hintergrund - wie hübsch!), die mir die meisten Actionsequenzen in Star Trek: Beyond verdorben haben. Zudem war es überwiegend Action, die man mindestens schon einmal gesehen hat: einen Schwarmangriff (The Matrix Revolutions), den Absturz der Untertassensektion (Star Trek: Generations), Motorrad-Stunts (The Great Escape), Zero-Gravity-Fights (Inception), den Angriff auf eine Raumstation (Star Trek: Deep Space Nine). Nichts Neues also ...

Und doch wartet Star Trek: Beyond mit der schönsten Actionszene des Jahres auf!

Als Bösewicht Krall (Idris Elba) gegen Ende des Films mit seinem Schwarm einen Großangriff auf die Raumstation Yorktown fliegt, besteht die Gegenmaßnahme der Sternenflotte in einem Manöver, das mir die Freudentränen in die Augen getrieben hat. Ohne in die Details zu gehen: Die Beastie Boys sabotieren Kralls Plan. Und diese Sabotage ist im Gegensatz zu den vorangegangenen Actionszenen des Films eine punktgenau geschnittene, geradezu perfekte Symbiose von Bild und Ton.

Star Trek: Beyond ist abgesehen von den überwiegend missratenden Action-Momenten doch die bislang beste Folge des Reboots. In diesem dritten Teil gewinnt man nämlich erstmals das Gefühl, dass diese Crew zusammengehört, dass es sich nicht um spätpubertäre Egoisten mit Babyface handelt, die kurioserweise die Namen der TOS-Charaktere tragen, sondern dass die Figuren zusammengewachsen sind. Der Erzählstrang legt dies natürlich auch nahe. Dennoch, meine ich, hat sich in Beyond auch die Chemie zwischen den Schauspielern verbessert. Besonders gut lässt es sich in den Szenen zwischen Zachary Quinto (Spock) und -dem bereits zuvor überzeugendsten TOS-Nachfolger- Karl Urban (Bones) erkennen. Man spürt in jeder ihrer Szenen den Geist von Leonard Nimoy und DeForest Kelley. Die starken Dialoge des Drehbuchs helfen dabei freilich.

Überhaupt: Wie durchdacht das Drehbuch dieses 13. Kinofilms im Star-Trek-Universum tatsächlich ist, lernt man, wenn man John Kenneth Muirs Kritik liest. Er bringt überaus interessante soziopolitische und literarische Subtexte ans Licht, die dem Durchschnittszuschauer garantiert entgehen. - Eine zweifellos lohnenswerte, weiterführende Lektüre nach meinen knappen, eher technischen Gedanken zum Film.

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In einer persönlichen Note sei darauf hingewiesen, dass dies ein Jubiläums-Post ist. Vor exakt zehn Jahren, am 17. Oktober 2006 um 14 Uhr 38, hieß es nämlich: Es geht los! Noch am selben Tag wurde der erste Filmbeitrag gebloggt...ich erinnere mich noch genau, wie ich mich stundenlang mit der Formatierung abquälte, nur um am Ende ernüchtert festzustellen, dass ich Kompromisse eingehen muss, weil Tabellen und Bilder bei blogspot nicht so funktionieren, wie ich das will.
Etwa ein Jahr habe ich das Bloggen mit viel Energie betrieben. Im November 2007 begann dann mein Referendariat in einem anderen Bundesland, also musste ich umziehen und härter arbeiten als zu Unizeiten...das Bloggen wurde erst weniger, dann kam irgendwann der Stillstand. Dieser hält -von einigen Zwischenspielen einmal abgesehen- ärgerlicherweise bis heute an, obwohl mein Referendariat (den Göttern sei Dank!) sieben Jahre zurückliegt. Jetzt halten mich oftmals qualvolle Korrekturen davon ab, regelmäßig über das zu schreiben, was ich (von ein bis zwei privaten Dingen einmal abgesehen) am meisten liebe: Filme.
Ich verfolge die Blogger der "Gründerzeit" so gut ich kann. Mr Vincent Vega und der Rudi, der jetzt Flo Lieb heißt, schreiben noch immer sehr fleißig. Doch um die meisten anderen ist es still geworden: Markus' kleine Filmseite, La vie cinéphile und Home of the Weird - dort passiert mindestens genauso wenig wie auf meiner Seite.
Mein Jubiläumsversprechen: Bis Oktober 2017 soll mindestens ein Post pro Monat bei Sutter Cains Filmblog erscheinen....in diesem Monat ist das hiermit ja bereits erledigt :)

3 Kommentare:

Sieben Berge hat gesagt…

Zehn Jahre Sutter Cain? Stimmt, ich erinnere mich an den Beginn. Natürlich mit Brian De Palma. Aber die Veränderungen, die Du beschreibst, treffen wohl fast jeden, der sich in der Übergangsphase von (spät-)studentischem Leben und Beruf befindet. Von den Veränderungen der in der Bloggerwelt ganz zu schweigen. Ich habe ja erst später dazu gefunden, als die Gründerzeit schon vorbei war.
Dann hoffe ich, dass es Dir nun gelingt, Beruf und Bloggerei neu zu koordinieren. Das ist ja gerade auf längere Sicht nicht gerade einfach. Ich lese hier immer wieder gerne rein, aber es ist eben auch nicht mehr ganz so einfach wie früher.

Jochen hat gesagt…

Da triffst du den Nagel auf den Kopf. Ich finde es allerdings schade, dass man diesem Spaß nicht mehr so entspannt nachgehen kann wie früher. Gleichzeitig hat es auch etwas Beruhigendes zu sehen, dass man nicht der einzige Filmblogger mit diesem Problem ist.

Flo Lieb hat gesagt…

Mir ist die Reboot-Reihe auch weiterhin zu on-the-nose mit ihren Referenzen, wie Urbans ständiges "Good God, man". Mir wäre lieber, die Schauspieler würden nicht versuchen ihre Vorgänger zu kopieren, sondern einfach die Figur neu interpretieren. Die Action ist dann – wie so oft – mit das nervigste an diesem Film. Neben der üblichen Probleme wie einem blassen Gegenspieler mit halbgarer Motivation. Immerhin ließ sich Beyond wie Star Trek gut weggucken und funktionierte etwas besser als der enttäuschende Into Darkness.

Ansonsten: Schön, so schnell wieder von dir zu lesen! Weiter so! (Und danke für den Link) :)