Dienstag, September 09, 2014

Film noirs in Kürze: The Big Clock


The Big Clock ist vielleicht einer der modernsten Film noirs der 40er Jahre. Schon der Titel stellt eine Verbindung zu einem der wichtigsten Themen der Moderne her, der Zeit. Im Medium Film bedeutet moderne Zeitgestaltung oftmals eine hohe Erzählgeschwindigkeit. Das trifft auf THE BIG CLOCK sicherlich zu. Dialoge und Plot entfalten sich zügig. Dabei jongliert Regisseur John Farrow mit mehreren recht komplexen Erzählsträngen und einer beachtlichen Anzahl wichtiger Figuren in Nebenrollen. - Basierend auf dem Roman von Kenneth Fearing wird die Geschichte vom Journalisten George Stroud (Ray Milland) erzählt, der in einen Mordfall verwickelt und schließlich dazu gezwungen wird, die Ermittlungen gegen sich selbst zu leiten. Natürlich ist aber nicht Stroud der Täter, sondern sein Boss (wundervoll britisch-elitär: Charles Laughton). Déjà-vu? Vielleicht weil Roger Donaldson 1987 ein Remake mit Kevin Costner und Gene Hackman ablieferte, das die Handlung geschickt in den Kalten Krieg verlagerte. Donaldson benötigte gut 25 Minuten mehr, um die gleiche Geschichte in No Way Out zu erzählen. Das unterstreicht die inszenatorische Prägnanz, mit der John Farrow knapp 40 Jahre zuvor THE BIG CLOCK kreierte. THE BIG CLOCK beginnt mit einer sogar nach heutigen Maßstäben beeindruckenden Plansequenz: In nur einer Einstellung wird aus Tag Nacht, aus einer Panoramaeinstellung (eine Großstadt als Ort der Noir-Handlung) ein Close-Up (das verschwitzt-verängstigte Gesicht Strouds). So steckt in der ersten Einstellung ästhetisch und narrativ all das, was wir heute als typisch für den Film noir ansehen. 
Toll!

77 Punkte.      

Keine Kommentare: